Mai 2022
Orte der Urheimat des „Captain Little“ besucht
Kusel/Bubach i.O.. Die emotionalsten Momente für die Besuchergruppe „Nachfahren Captain Daniel Little“ aus den Vereinigten Staaten gab es wohl bei ihren Besuchen in Kusel und St. Wendel-Bubach. Der gemeinsame Vorfahre, der ursprünglich Johann Daniel Klein hieß, wurde am 17. Dezember 1731 in Kusel geboren – seine Mutter stammte von hier -, die Familie des Vaters kam aus Bubach im Ostertal. Als Sechsjähriger wanderte Johann Daniel Klein 1737 mit seinen Eltern nach Pennsylvania in Nordamerika aus, später gründete er zusammen mit anderen Auswanderern in North Carolina die Siedlung Salisbury und erreichte beim Militär den Rang eines Hauptmannes („Captain“). In seiner neuen Heimat wurde er zu einem angesehenen und wohlhabenden Mann, der aber schon 1775 im Alter von 43 Jahren verstarb.
Seine Nachfahren, die in vielen Staaten der USA leben, haben sich zu einer Großfamilie zusammengefunden, die immer wieder Familientreffen veranstaltet. Allerdings wusste man bis vor drei Jahren nicht, wo genau der „Captain“ herstammte. Das fand dann der Heimat- und Kulturverein Ostertal heraus, mit Unterstützung von Michael Cappel aus Jettenbach. Schon 2020 wollten mehr als 30 „Familienangehörige“ die Urheimat ihres Vorfahren besuchen, aber das Coronavirus vereitelte den Plan. Ende Mai dieses Jahres kamen dann neun Nachfahren über den Ozean und besuchten Orte, wo der „Captain“ als Kind gelebt hatte.
In Bubach zeigte der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, Hans Kirsch, der neunköpfigen Besuchergruppe das Dorf und insbesondere die beiden Häuser, in denen über Jahrhunderte Familien mit dem Namen Klein gelebt hatten. Das eine Haus heißt im Ort heute noch „Kleine“, das Nachbarhaus „Hanjobs“. Die heutigen Bewohner konnten aus Gesundheitsgründen die Besucher leider nicht persönlich begrüßen und winkten ihnen vom Fenster aus zu.
In Kusel interessierten sich die Besucher vor allem für die evangelische Kirche, aber Hans Kirsch musste sie darüber informieren, dass es sich bei der jetzigen Kirche nicht um diejenige handelt, in der Johann Daniel 1731 getauft worden war. Denn diese war 1794 bei der Verbrennung der Stadt Kusel durch französische Truppen zerstört worden. Im 19. Jahrhundert wurde dann das jetzige Gotteshaus erbaut. Kirsch konnte den Besuchern aber das Foto eines Modells der früheren Kirche zeigen.
Auf eigenen Wunsch besuchte die Gruppe an Christi Himmelfahrt bei schönstem Wetter das Vatertags-Fest der Freiwilligen Feuerwehr Selchenbach an der Schutzhütte „Auf Brückerbusch“. Man wollte „deutsche Gemütlichkeit und Festkultur“ kennenlernen. Anschließend fuhr die Gruppe zur Burg Lichtenberg, wo eine Führung durch das Musikantenland-Museum stattfand. Viele Wandermusikanten hatten ja auch den amerikanischen Kontinent bereist, und so fanden die Besucherinnen und Besucher auch zahlreiche Orte ihrer Heimat, wo die Wandermusikanten damals Station gemacht hatten. Dabei stellte sich heraus, dass der Ehemann einer Frau aus der Besuchergruppe mit dem Wandermusikanten und bekannten Komponisten Georg Drumm, der aus Erdesbach bei Kusel stammte und der den US-Präsidenten-Marsch „Hail America“ komponiert hat, verwandt ist.
Am Abend des letzten Besuchstages fand auf Einladung von Inge Lance, der Leiterin der Besuchergruppe, im Gasthaus Gerlach in Konken ein Abschieds-Dinner statt, an dem die Gruppenmitglieder sowie Verwandte der Klein-Sippe aus dem Ostertal und dem Kreis Kusel teilnahmen. Diese Verwandten waren in den letzten Jahren durch DNA-Proben und Vergleiche mit US-Verwandten des „Captains“ ermittelt worden. Sie kommen aus Bubach (Gerhard und Marco Cullmann), Selchenbach (Kurt Müller), Konken (Albrecht Klein) und Ulmet (Rüdiger Klein).
Hans Kirsch übergab den Nachfahren des „Captains“ noch einiges an historischer Literatur, unter anderem die „Chronik des mittleren Ostertals“, in der unter anderem die Auswanderungen nach Nordamerika geschildert sind, sowie das „Familienbuch des mittleren Ostertals“, in dem die Sippe „Klein“ ausführlich dargestellt ist. Ferner konnte er Inge Lance eine Ausfertigung der Passagier-Liste des Schiffes „Samuel“ vom 30. August 1737 übergeben, die der St. Wendeler Heimat- und Familienforscher Roland Geiger besorgt hatte. Mit diesem Schiff waren damals der „Captain“ und seine Eltern von Rotterdam aus nach Nordamerika gesegelt.
Die Besuchergruppe, die in St. Wendel im Hotel „Angels am Dom“ logierte, setzte am nächsten Tag ihre Rundreise fort und fuhr nach Basel, von wo aus sie mit einem Schiff nach Amsterdam zur „Floriade“, einer internationalen Gartenbau-Ausstellung, fuhr.