August 2010

25 Jahre Heimat- und Kulturverein Ostertal

Festprogramm am 28.08.2010

 

Niederkirchen. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Die Jubiläumsfeier findet am Samstag, dem 28. August 2010, ab 19 Uhr, im Kulturzentrum Niederkirchen statt. Die Festrede hält der Vorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, Forstdirektor Werner Feldkamp. Anschließend werden langjährige Mitglieder für ihre Treue zum Verein geehrt. Daran schließt sich die Vorführung einer Multimediaschau an mit dem Titel „Wie wir wurden, was wir sind“. Zum Abschluss lädt der Verein Mitglieder und Gäste zu einem kleinen Umtrunk ein. Der Öffentlichkeit wird die Multimediaschau zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt.


 

25 Jahre Heimat- und Kulturverein Ostertal

von Karl Müller, Hoof

 

25 Jahre alt ist der Heimat- und Kulturverein Ostertal in diesem Jahr geworden. Am 6. Juli 1985 im Gasthaus Weyrich in Marth gegründet, hat er sich mittlerweile zu einem „Leuchtturm“ im kulturellen Leben des mittleren Ostertals entwickelt. Sein Wirkungsbereich umfasst die Ortschaften Bubach, Hoof, Marth, Niederkirchen, Osterbrücken, Saal und auch Selchenbach, das im rheinland-pfälzischen Kreis Kusel liegt. Schon von Anfang an gehören der Vorsitzende Hans Kirsch, der Archivar Ewald Wailersbacher und der Schriftführer Rüdiger Drumm dem Vereinsvorstand an.

Ein besonderer Schwerpunkt der Vereinstätigkeit liegt im historischen Bereich. Von Anfang an war man sich einig, dass die Erforschung der heimatlichen Geschichte systematisch von der ältesten bis zur jüngsten Zeit erfolgen soll. So entstanden bisher drei Bände der „Chronik des mittleren Ostertals“, die die Zeit von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg beschreiben. Einen Sonderband hat man zeitlich vorgezogen, in dem fünfzig Ostertaler Männer und Frauen über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und in der Gefangenschaft berichten. Der vierte Band der „Chronik“, der bis in die neueste Zeit reichen wird, ist in Arbeit. Auch bei Orts- und Vereinsjubiläen übernimmt der Heimat- und Kulturverein oft den historischen Part. Die Historiker des Vereins sind insbesondere Klaus Zimmer aus St. Ingbert-Hassel, der aber aus Saal stammt, und der Vereinsvorsitzende Hans Kirsch. Sie forschen in den unterschiedlichsten Archiven in ganz Deutschland und auch im Ausland. Derzeit stehen die Zeit des Dritten Reiches mit vielen brisanten Details sowie die Nachkriegszeit mit der Angliederung des Ostertals an das Saarland und die Gebietsreform von 1974 im Vordergrund.

Ein frühes Anliegen des Vereins war es, die vielen Fotografien, die sich in Privatbesitz befinden, aber von Verlust bedroht sind, zu sichern. So sammelte der Verein nacheinander in allen Orten seines Gebiets Fotos ein, reproduzierte sie und zeigte sie in Ausstellungen der Bevölkerung. Die Veranstaltungen waren in der Regel hervorragend besucht. Die Familienkunde ist ein weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Hier betätigen sich schon seit Jahren Harri Drumm, Harry Weber, Marliese Blind, Alwin Müller, Thea Drumm und Christel Wagner. Mittlerweile haben sie 16.000 Datensätze zusammengetragen, und im kommenden Jahr wird ein Familienbuch für die acht Orte des mittleren Ostertals entstehen.

Ein Höhepunkt der Vereinstätigkeit war das „Versöhnungstreffen“ ehemaliger Kriegsgegner im Jahr 1996 auf dem Buberg bei Bubach. Im Kriegsjahr 1944 war ein amerikanischer Bomber auf dem Buberg notgelandet. Klaus Zimmer konnte die beteiligten Flieger ermitteln, und der Verein lud die noch Lebenden ins Ostertal ein. So trafen sich zwei amerikanische Besatzungsmitglieder, Ed McKenzie und John Blaylock, sowie der deutsche Jagdflieger Hans Berger aus München, der die amerikanische B 17 („Fliegende Festung“) angeschossen hatte, im April 1996 auf dem Originalschauplatz auf dem Buberg. Das Treffen der einstigen Kriegsgegner erweckte in der Öffentlichkeit sehr großes Interesse, selbst in Amerika wurde darüber berichtet.

Über Jahre hinweg hat der Heimatverein nach den Überresten einer Villa rustica am „Heidenbösch“ bei Bubach geforscht. Zwar hatte es über die Zeiten an dem Ort immer wieder Funde von Münzen, Ziegeln und behauenen Steinen gegeben, aber der Nachweis für eine römische Siedlung war noch nicht erbracht. So ließ der Heimat- und Kulturverein in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Saarbrücken mehrere geophysikalische Prospektionen vornehmen. Deren Ergebnisse bestätigten, dass sich unter der Ackeroberfläche die Fundamtente eines römischen Gutshofes befinden. Die Universität Saarbrücken bestätigte, dass es sich um eine Villa rustica des Baustils „Bollendorf“ handelt. Einem Antrag des Vereins auf Ausgrabung wurde jedoch nicht stattgegeben. Thomas Schäfer aus Hoof hat aber – orientiert an den Ergebnissen der Prospektion – ein Modell erbaut, wie die Siedlung in römischer Zeit ausgesehen haben dürfte.

Seit zwei Jahren beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe des Vereins mit der Auffindung und Kartierung historischer Grenzsteine. Entlang der bayerisch-preußischen Grenze (1816 – 1945), der saarländisch-deutschen Grenze (1920 – 1935) und der kurpfälzisch/pfalzzweibrückischen Grenze (1774, bei Bubach) hat die Arbeitsgruppe rund zwei Drittel der ursprünglich vorhandenen Steine aufgefunden, gesäubert und dokumentiert. Die Ergebnisse gehen in ein Gesamtprojekt des Landesverbandes für historisch-kulturelle Vereine des Saarlandes ein. Sie werden zunächst auf der Ebene des Landkreises St. Wendel gesammelt und veröffentlicht, später auch auf Landesebene.

Der Heimat- und Kulturverein ist jedoch nicht nur auf historischem Gebiet aktiv, er betätigt sich auch auf kulturellem Gebiet. So veranstaltet er Kunstausstellungen, meist im Dorfgemeinschaftshaus Saal. Axel C. Groß aus Meckenbach, Johann und Johannes Franke aus St. Wendel, Otto Harlos aus Saarbrücken und Peter Schmieden aus St. Ingbert haben hier schon ihre Werke gezeigt. Literarische Veranstaltungen wie Buchlesungen oder Mundartvorträge finden meist im Protestantischen Gemeindehaus in Hoof statt. Den musikalischen Part übernimmt dabei in der Regel Walter Harth aus Bubach. Ausflugsfahrten und Wanderungen in Gottes freier Natur ergänzen das jährliche Vereinsprogramm.

Schon seit fast 30 Jahren pflegt der Verein eine Freundschaft mit Nachkommen von Ostertälern, die im Jahr 1724 nach Südungarn ausgewandert waren. Nach ihrer Ausweisung im Jahr 1946 kehrten die Nachfahren nach Westdeutschland zurück, wo einige von ihnen 1981 Kontakt zum Ostertal aufnahmen. Seitdem findet ein reger Austausch statt. Der Heimatverein ist mittlerweile im Besitz aller Geburts-, Heirats- und Sterbematrikelbücher von Moragy und Umgebung. Und Harry Weber hat schon mehr als 140 Familienstammbäume für Nachfahren von Ungarnauswanderern aus ganz Deutschland zusammengestellt.

In den ersten Jahren nach Gründung hatte der Heimat- und Kulturverein noch keine feste Unterkunft. 1998 stellte die Stadt St. Wendel dem Verein dann einen Raum im Hause „Ammejobs“ in Niederkirchen zur Verfügung. Nachdem das Jugendrotkreuz ausgezogen war, konnte der Heimatverein in die geräumigere oberste Etage umziehen. In einem dieser Räume herrscht der Archivar des Vereins, Ewald Wailersbacher. In der Diele sind Gegenstände aus der Geschichte des Ostertals ausgestellt.

Bei der Gründung 1985 traten dem Verein 21 Männer und Frauen bei, heute sind es 85 Mitglieder. Überwiegend kommen sie aus dem Ostertal, einige aber auch aus entfernteren Gegenden. Ein Mitglied wohnt sogar in Brasilien, wohin seine Ostertaler Vorfahren ausgewandert waren. Ildemar Volles meldete sich eines Tages per Internet und beantragte seine Mitgliedschaft. Über die Internet-Seite des Vereins (www.heimatverein-ostertal.de) hatte er von der Existenz des Heimat- und Kulturvereins Ostertal erfahren.


 

25 Jahre Heimat- und Kulturverein Ostertal

Jubiläumsfeier am 28. August 2010

 

Niederkirchen. Im Kulturzentrum Niederkirchen feierte der Heimat- und Kulturverein Ostertal sein 25-jähriges Bestehen. Vor zahlreichen Mitgliedern und Gästen hielt Werner Feldkamp, der Vorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, die Festrede.

Der Verein habe in den 25 Jahren überzeugend dokumentiert, welch wertvollen Beitrag er zur Zukunftssicherung des ländlichen Raumes leiste. „Mit Ihren lokalen Forschungen, Ihren Dokumentationen, Ihren Vorträgen, Ausstellungen, Exkursionen und Wanderungen sorgten und sorgen Sie dafür, dass die örtliche Bevölkerung über das kulturelle Erbe kompetent informiert wird.“ Feldkamp richtete den Blick auch in die Zukunft: Die zentrale Herausforderung für den ländlichen Raum sei der demografische Wandel. Immer weniger Menschen, aber mit einem steigenden Anteil der älteren Generation, würden den ländlichen Raum nachhaltig verändern. Deshalb gelte es, das Leben im ländlichen Raum interessant zu gestalten, die verbleibenden Kräfte richtig zu nutzen. Dabei müssten alle künftig noch enger zusammenarbeiten: Koordinierung, Kooperation, Integration und Vernetzung seien gefordert, um damit einen spürbaren Beitrag zur Gestaltung der Zukunft unserer Region zu leisten.

In seiner Begrüßungsansprache war der Vereinsvorsitzende Hans Kirsch auf die Motivation der Vereinsgründer vor 25 Jahren eingegangen. Die Bedrohung der Umwelt und die zunehmende Zentralisierung auf nahezu allen Gebieten hätten lokale Eigenheiten und Eigenständigkeiten zerstört. Dem habe man durch Eigeninitiative entgegenwirken wollen.

Der stellvertretende Vorsitzende Thomas Schäfer zeichnete zahlreiche Vereinsmitglieder für ihre langjährige Treue zum Verein aus. 23 Männer und Frauen gehören dem Verein seit 25 Jahren an, weitere 26 zwischen 24 und 20 Jahren. Schäfer hob hervor, dass Hans Kirsch, Ewald Wailersbacher und Rüdiger Drumm schon von Anfang an im Vereinsvorstand aktiv sind. Heute gehören dem Verein 85 Mitglieder an, 25 sind bereits verstorben.

Grußworte sprachen der städtische Beigeordnete Joachim Mittermüller aus Oberlinxweiler, der Vertreter des St. Wendeler Landrats, Friedbert Becker aus Theley, Diakon Walter Lukaczyk von der Protestantischen Kirchengemeinde Niederkirchen, der Präsident des Landesverbandes der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes, Dr. Johannes Schmitt aus Schmelz, sowie zahlreiche Vertreter befreundeter Vereine.

Der absolute Hit des Abends aber war die Vorführung einer Multimediaschau mit dem Titel „Wie wir wurden was wir sind“. In beeindruckenden Bildern und einfühlsam gesprochenem Text zeigte sie zunächst Aufnahmen aus Dörfern und Landschaft des mittleren Ostertals, informierte dann über die Geschichte dieses Gebiets, um schließlich 25 Jahre Vereinsleben des Heimat- und Kulturvereins Revue passieren zu lassen. Der Produzent der Schau, der Niederkircher Fotograf Wolfgang Ballof, erntete für sein Werk langanhaltenden Beifall. Die DVD dieses Films kann für 10 Euro beim Verein (Harry Weber, Tel. 06856/1480, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) erworben werden.