Herbst 2003

Römische villa rustica im ‚Heidenbösch’ bei Bubach i. O.

von Wolfgang Müller

 

Unter Acker und Wiese liegen hier umfangreiche Reste eines römischen Bauernhofes mittlerer Größe. Diese villa rustica besteht aus einem größeren Wohn- und mindestens fünf Nebengebäuden.

Im Jahr 1893 wurden erstmals römerzeitliche Funde von dieser Stelle bekannt. Sie gaben zwei Jahre später Anlass zu einer kleineren Ausgrabung, die der Historische Verein der Pfalz durchführte. Einige Funde sind noch heute in Speyer erhalten, aber Planunterlagen und Beschreibungen fehlen, die Auskunft über die damals freigelegten Befunde geben. Die Funde, darunter Stücke von marmornen Wandverkleidungen und das Fragment einer lebensgroßen Frauenstatue aus Sandstein, zeigen, dass die Ausstattung recht luxuriös war. Keramik und Münzen weisen auf eine Nutzung vom 2. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. hin.

 

Obwohl der Gebäudekomplex nie ausgegraben war und im Boden verborgen ist, konnte im Jahr 2004 der Grundriss der Anlage weitgehend ermittelt werden. Im Auftrag des Heimat- und Kulturvereins Ostertal e. V. wurde in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt in Saarbrücken eine geomagnetische Vermessung durchgeführt (Abb. 1). Das zerstörungsfreie Verfahren nutzt Anomalien des Erdmagnetfeldes, um menschliche Eingriffe in den Boden zu erfassen (Gruben, Mauern usw.). Das Magnetogramm zeigt den Grundriss der Anlage samt den verstreut liegenden Nebengebäuden.

Kern des Komplexes ist das große Wohn- und Wirtschaftsgebäude A. Seine Fassade ist zur Talseite gewandt. Sie bestand aus zwei vorspringenden Flügelbauten (Risaliten), die durch eine langschmale Säulenhalle miteinander verbunden waren (Abb. 2). Dahinter lagen mehrere Räume, im Zentrum wahrscheinlich eine große Halle. Solche Grundrisse sind regelhaft im römischen Gallien anzutreffen und schon vielfach ausgegraben worden (villa rustica vom Typ Bollendorf). Weniger bekannt sind bei diesen Villenanlagen die verstreut liegenden Nebengebäude. Der Mauerhaken B könnte von einer Umfassungsmauer stammen oder Teil eines der Fassade vorgelagerten Wasserbeckens sein. Bau C erhebt sich so dicht vor der Fassade des Wohnhauses, dass beide kaum in einem Zug geplant und gebaut worden sein können. Die gleiche Ausrichtung legt aber nahe, dass sie zeitweise zusammen bestanden haben. Die Funktion des mehrräumigen Gebäudes ist unklar. Die kleinen rechteckigen Grundrisse D und E könnten zu Denkmälern, kleinen Tempeln oder Brunnen gehören.

Auf eine Ausgrabung des Geländes wird bewusst verzichtet. Der heutige Kenntnisstand genügt, um die Bedeutung der Anlage einzuschätzen. Sie soll für künftige Generationen unter der Erde bewahrt bleiben, samt den zugehörigen Schuttschichten, Fußböden, Gruben und Kleinfunden. Die villa rustica von Bubach ist ein herausragendes Bodendenkmal, das Schutz und Rücksichtnahme verdient und braucht! Ausgrabungen und die Suche nach Altertümern mit elektronischen Hilfsmitteln sind nicht erlaubt.

 


Abbildung 1: Grundriss der villa rustica im Magnetogramm (Fa. Posselt & Zickgraf, Marburg)

 


Abbildung 2: Rekonstruktionsversuch von Wohnhaus A und Nebengebäude C (nach J. Schoenwald)

 

 

Bilddokumentation der Grabungen und Rekonstruktionen:


Blick auf das römerzeitliche Siedlungsgelände im Heidenbösch bei Bubach

 


Rekonstruktion/Foto: Thomas Schäfer

 


Rekonstruktion/Foto: Thomas Schäfer

 


Rekonstruktion/Foto: Thomas Schäfer

 


Rekonstruktion/Foto: Thomas Schäfer

 

 
Ein behauener Sandstein wird ausgegraben

 


Behauener Sandstein

 


Behauener Sandstein

 


Das Feld wird nach Lesefunden abgesucht

 

 
Rast

 


Bagger der Firma AVE, Hoof

 


Zwei der Ausgräber

 


Fragmentfunde von Thomas Schäfer

 


Fragmentfund von Thomas Schäfer

 


Fragmentfund von Thomas Schäfer

 


Fragmentfund von Thomas Schäfer

 


Fragmentfund von Thomas Schäfer

 


Fragmentfund von Thomas Schäfer

 

 
Fragmentfund von Thomas Schäfer