September 1991

Wanderung mit geschichtlichem Einblick

(21.09.1991)

Saal im Ostertal. Noch in die Schönwetterperiode fiel die Herbstwanderung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, die in diesem Jahr über die Gemarkung von Saal führte. Rund 30 Wanderfreundinnen und -freunde, die meisten von ihnen aus Selchenbach, hatten sich am alten Saaler Dorfbrunnen zum Abmarsch eingefunden. Die erste Station führte zum Anwesen Müller-Blattau, einem stilgerecht renovierten alten Bauernhaus. Klaus Zimmer erläuterte anhand alter Akten die Geschichte des fast 250 Jahre alten Hauses, dessen Grundstück früher zum Remigiusberger Propsteigut gehörte. Hausherr und Hausherrin trugen nach der
Besichtigung des Hauses mit einem Obstschnaps zur Stärkung der Wanderer bei. Über den Spießrech ging es dann zur Bubacher Straße, von dort in die Hohlwiese, wo noch alte Grenzsteine des Propsteigutes aus dem Jahr 1739 stehen.

Weiter führte der Weg dann nach Steinmetzenloch, einer wild-romantischen Waldgegend an der Grenze zum Bubacher Bann. Hans Kirsch schilderte an dieser Stelle die Sage vom »Eerschde Saalmer«, der nach dörflicher Überlieferung hier vor Jahrhunderten hauste und so wild und ungebärdig war, daß er von den Bewohnern der Umgegend mit eisernen Handschuhen gefangen werden mußte. Auf Kurzenborn und beim Anstieg zum Zenit des Lauberberges berichtete Karl-Heinz Schultheiß über das Werden unserer heimatlichen Erdoberfläche und veranschaulichte seine Schilderung anhand zahlreicher Beispiele von Erd- und
Steinformationen.

Nächste Station war der sagenumwobene Saaler Klosterwald, der früher Ortengefälle genannt wurde. Schon 1588 wurde berichtet, daß hier vor langen Zeiten ein Kloster gestanden habe, das aber wegen der Sündhaftigkeit seiner Bewohner im Boden versunken sei. Tatsächlich scheint hier einmal ein starker Erdrutsch stattgefunden zu haben, wie an der weitläufigen, ca. 30 Meter tiefen Absenkung zu erkennen ist, in der heute ein mächtiger Wald wächst.

Nach der Sage soll von der Kirche in Niederkirchen aus ein unterirdischer Gang hierher führen, der bisher allerdings - trotz intensiven Suchens aller Saaler Kindergenerationen - noch nicht gefunden werden konnte.

Vom Klosterwald führte der Weg die Wanderer bergab bis zur Erzheimer Wiese. Wegen der heim-Endung dieser Flurbezeichnung könnte nach Klaus Zimmers Deutung hier eine ganz frühe Ostertaler Siedlung gewesen sein, vielleicht im 6. oder 7. Jahrhundert. Über die Wortinterpretation hinaus gibt es aber einen echten Nachweis hierfür nicht.

Als nächstes führte der Weg die Heimatfreunde zum Saaler Friedhof auf dem Etzel, wo Hans Kirsch kurz die Ostertaler Friedhofsgeschichte skizzierte. Außer Selchenbach, das wegen der weiten Entfernung seine Toten im eigenen Ort begraben durfte, kamen bis zur Französischen Revolution die Verstorbenen aller Orte des Kirchspiels Niederkirchen an der Kirchhofsmauer in Niederkirchen zur letzten Ruhe. In der napoleonischen Zeit erging dann ein Gesetz, wonach die Toten nur noch außerhalb der Ortschaften bestattet werden durften. Niederkirchen legte deshalb im Jahr 1820 dort, wo heute das Paul-Gerhardt-Haus steht, einen neuen Friedhof an. Marth, Bubach, Hoof, Osterbrücken und Selchenbach folgten diesem Beispiel in den beiden folgenden Jahrzehnten, Saal als unmittelbarer Nachbarort Niederkirchens erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. 1961 errichtete die Gemeinde Saal auf dem Friedhof ein Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege, 1969 eine Leichenhalle.

Auf dem Weg ins Dorf zurück machten die Wanderer noch einmal halt und zwar an der Oster in Höhe der ehemaligen Saaler Mühle. Diese gehört eigentlich zu Niederkirchen und hat ihren Namen deshalb, weil in herzoglicher Zeit die Saaler Einwohner verpflichtet waren, in dieser Mühle mahlen zu lassen. Seit 1960 stehen die Räder des Betriebes still, ein Teil der Gebäuden wurde mittlerweile abgerissen. Nachdem man wieder im Ort angekommen war, setzten sich die Wanderer im Gasthaus am Brunnen noch zu einem Umtrunk zusammen, wobei mancher Trinkspruch ausgebracht und zahlreiche Anekdoten zum besten gegeben wurden.

Abschließend wies Vereinsvorsitzender Hans Kirsch dar auf hin, daß noch Plätze frei seien bei der Fahrt zum Besuch der Ausstellung »Von der Stunde Null bis zum Tag X« am 19. Oktober 1991 im Saarbrücker Schloß. Anmeldungen seien möglich bei Gerd Kern in Niederkirchen, die Fahrt finde allerdings nur bei ausreichender Beteiligung statt.

 

 Bilder des Ausflugs:

Wanderung 1991.01
Am Lauberberg in Saal

 

Wanderung 1991.02
Vor Eewerschde Schmiere (erbaut 1744)

 

Wanderung 1991.03
Im Steinmetzenloch

 

Wanderung 1991.04
Blick auf Saal, Marth und Niederkirchen