September 2015

Diese Steine sind einzigartig

Zwei Orte am Tag des offenen Denkmals in Aktion

 

Von Jennifer Sick
Saarbrücker Zeitung, Ausg. St. Wendel, 15.09.2015

 

Relikte aus der Römerzeit, ein 400 Jahre alter Grenzstein und die Kunst des Spinnens: Der Tag des offenen Denkmals hat in St. Wendel und Alsfassen die Möglichkeit geboten, Geschichte zu entdecken.

TagDesOffenenDenkmalsHans Kirsch erläuterte die Bedeutung des Grenzstein-Ensembles. Foto: Sick

Wie sah das heutige St. Wendel eigentlich zur Zeit der Römer aus? Gab es schon im 17. Jahrhundert Anwesen, die man heute noch besichtigen kann? Und wo verliefen überhaupt welche Gebietsgrenzen zur Zeit unserer Vorfahren? Auf diese und viele andere Fragen bekam man am Sonntag anlässlich des bundesweiten Tags des offenen Denkmals ausführliche Antworten. An zwei Stationen konnten sich Besucher in St. Wendel über unsere Vergangenheit informieren lassen.

Eine dieser Stationen bildete das Grenzstein-Ensemble beim Wendelinushof. Hierhin lud der Heimat- und Kulturverein Ostertal ein und bot neben einem Programm mit Alphornbläsern vor allem viele Details zum Thema Grenzen rund um das St. Wendeler Land. Anhand von vier historischen Grenzsteinen und mühevoll aufbereiteten Schautafeln erläuterten der Vorsitzende Hans Kirsch und seine Vereinsmitglieder diesen Aspekt der St. Wendeler Vergangenheit.

„Der Älteste ist der Jagen-Stein von 1600“, erklärt Kirsch und zeigt auf einen großen Stein, der zwischen den anderen auf dem Boden liegt. „Er diente dazu, das Jagdrecht zwischen zwei Grafen zu klären und markierte gemeinsam mit weiteren, nicht erhaltenen Steinen den sogenannten Saaler Jagdbezirk.“ Zu seiner Rechten befindet sich der Dreibannstein von 1700. Er wurde gesetzt, als die kurtrierischen Landesgrenzen mit Hoheitssteinen vermarkt wurden. Zu seiner Linken stehen zwei Saar-Grenzsteine von 1921. Sie sind Zeuge der Grenze, die zwischen Deutschland und dem Saargebiet verlief, als letzteres im Jahr 1920 durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich abgespaltet wurde.

„Als Ensemble sind diese Steine wirklich einzigartig“, sagt Hans Kirsch. Und dass man sie entdeckt habe, war gar nicht so selbstverständlich, denn ein Gebüsch hatte diese historischen Schätze lange Zeit verborgen. Nun aber liegen sie dank des Heimat- und Kulturvereins frei und können jederzeit besucht werden. Erste Gäste lockte am vergangenen Sonntag vor allem der Jagen-Stein an, denn eine Gruppe von Jagdhornbläsern hatte sich extra zu seinen Ehren eingefunden, um einige Stücke zum Besten zu geben.

Die andere Station des Tags des offenen Denkmals war das Privathaus von Anne und Roland Geiger in Alsfassen, dessen Türen am Sonntag für Besucher offen standen. Das Haus wurde bereits 1655 erstmals schriftlich unter dem Namen Brennhaus erwähnt. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Scherben bezeugen, dass es sich um eine Töpferei gehandelt haben muss. Außerdem entdeckte man bei Grabungen im Garten und der Umgebung ein römisches Anwesen sowie Bestattungen, die aus dem zehnten Jahrhundert datieren. Um diese historische Bedeutung den Besuchern näher zu bringen, konnten nicht nur Teile des Hauses am Sonntag besichtigt werden, sondern es wurden auch einige der Fundstücke dort ausgestellt. Außerdem zeigten zwei Damen an Spinnrädern ihre Kunst, denn in diesem Jahr stand der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Technik, Handwerk, Industrie“.