November 2016

Das mittlere Ostertal in der Weimarer Republik und im Dritten Reich

Heimat- und Kulturverein bietet Vorinformation an

 

Niederkirchen. Die Arbeiten am Band 4 der „Chronik des mittleren Ostertals“ gehen in die Endphase. Wie der Herausgeber, der Heimat- und Kulturverein Ostertal, mitteilt, werden die Texte bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, danach folgen Design, Satz und Druck. Der Band befasst sich mit zwei recht kurzen, aber folgenreichen Zeitabschnitten: Weimarer Republik und Drittes Reich. Die Autoren Hans Kirsch und Klaus Zimmer haben Archive nicht nur in der näheren Umgebung, sondern in ganz Deutschland und sogar in Frankreich (La Courneuve bei Paris) aufgesucht und dabei viele bisher unbekannte Dokumente für eine umfassende Beschreibung der Geschichte der früheren Bürgermeisterei Niederkirchen „ausgegraben“. Dabei sind so viele neue Informationen zusammengekommen, dass diese gar nicht in einen einzigen Band hineinpassen. Es müssen vielmehr zwei Teilbände gedruckt werden, die jeweils ca. 600 Seiten umfassen werden.

Der Inhalt beleuchtet die Geschichte des mittleren Ostertals und ihrer damals 3.200 Einwohner in schwierigen Zeiten: In der Weimarer Republik die unruhigen ersten Jahre nach dem Weltkrieg mit französischer Besatzung, Inflation, Separatistenstürmen, die Situation an der saarländisch-deutschen Grenze, der wirtschaftliche Niedergang, die hohe Arbeitslosigkeit mit ihren sozialen Folgen, eine zerklüftete Gesellschaft mit links- und rechtsradikalen Parteien, schließlich die „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten. Im Gegensatz zu anderen Heimatbüchern, in denen die Zeit des Dritten Reiches gar nicht vorkommt oder nur oberflächlich abgehandelt wird, schildert die Ostertal-Chronik die damaligen Verhältnisse und Vorgänge ganz detailliert. Die NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen, die die sieben Orte der Bürgermeisterei umfasste, hatte rund 300 Mitglieder und nicht nur 40, wie ein ehemaliger Ortsgruppenleiter nach dem Krieg verharmloste. Die Mitglieder werden namentlich aufgeführt, genauso wie die Kommunisten der Weimarer Zeit. Die NS-Partei, ihre Untergliederungen und Funktionäre werden benannt und ihre Tätigkeiten beschrieben. Breiten Raum nehmen die Maßnahmen zur Unterdrückung der Regimegegner und deren Versuche des Widerstandes ein. Etliche Ostertäler landeten in Konzentrationslagern und Gefängnissen, vier Menschen aus dem Ostertal fielen „Euthanasie“-Morden zum Opfer, mindestens 16 Männer und Frauen wurden zwangssterilisiert. Und in dem von den Nationalsozialisten zielstrebig herbeigeführten Zweiten Weltkrieg kamen 240 Soldaten aus dem mittleren Ostertal ums Leben.

Die Vorstellung der zwei Teilbände ist für März 2017 vorgesehen. Bis dahin will der Heimatverein noch mehrere „Treffs“ anbieten, bei denen sich Interessierte – vielleicht auch mittelbar Betroffene – vorab über einzelne Themen des Buchinhalts informieren können. Die „Treffs“ werden in der Presse angekündigt.

Hans Kirsch