Dezember 2017

Umstrittene Vergabe des Pfalzpreises für Geschichte

Niederkirchen. Die Vergabe des „Pfalzpreises für Geschichte und Volkskunde“ 2017 ist entschieden. Verliehen wurde der Preis an die vier Herausgeber des Werkes „Protestanten ohne Protest“, das die Geschichte der Evangelischen Kirche der Pfalz im Dritten Reich beleuchtet. Das Preisgeld betrug 10.000 Euro.

Die beiden Ostertaler Autoren Hans Kirsch und Klaus Zimmer waren zuvor für ihre „Chronik des mittleren Ostertals“, Band 4, ebenfalls für den Preis nominiert worden. In einer Urkunde des Bezirksverbandes Pfalz heißt es hierzu: „Der Bezirksverband würdigt mit der Nominierung das von Herrn Kirsch und Herrn Zimmer eingereichte Werk. Mit seinem Schwerpunkt auf der Weimarer Republik und der NS-Zeit bietet das Werk Themen, die üblicherweise in Chroniken nur marginal behandelt werden. Der Mut, auch die ´dunkle Geschichte` des mittleren Ostertals aufzuarbeiten, verbunden mit einer hohen Intensität an Quellen- und Archivarbeit, dürften Standards setzen und als richtungsweisend für andere Ortschroniken betrachtet werden. Besonders hervorzuheben ist das ehrenamtliche Engagement der Autoren.“

Die Vergabe des Hauptpreises an die Herausgeber von „Protestanten ohne Protest“ sei, so teilte der Vorstand des Heimat- und Kulturvereins Ostertal mit, in der Presse auf rege Kritik gestoßen. So habe der Mitbewerber Hans Kirsch aus Selchenbach in der Zeitung „Die Rheinpfalz“ die Frage aufgeworfen, wieso die Herausgeber eines Werkes ausgezeichnet worden seien und nicht die Autoren, die doch den Inhalt zu verantworten hätten. Und Prof. Dr. Karsten Ruppert, ehemals Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte an der Universität Eichstätt, ebenfalls nominiert mit „Die Pfalz im Königreich Bayern“, habe sich in der „Rheinpfalz“ geäußert, es dränge sich die Frage auf, worin die Leistung, vor allem die wissenschaftliche Leistung der vier Herausgeber bestehe. Die Vermutung liege nahe, dass die Jury vor allem politische Motive dazu bewogen hätten, das Bekenntnis der Evangelischen Kirche der Pfalz zu ihrem Versagen während des Nationalsozialismus zu prämieren. Nach den Richtlinien des Pfalzpreises werde ein in sich geschlossenes Einzelwerk verlangt; ein Sammelband unter Mitwirkung von 62 Autoren sei kein solches Einzelwerk.

Weiter teilte der Vereinsvorstand mit, dass in der „Rheinpfalz“ zu der Preisverleihung auch zwei Leserbriefe erschienen seien. Der Historiker Hans-Jürgen Wünschel aus Maxdorf habe die engen Verbindungen zwischen dem Kaiserslauterer Institut für Geschichte und Volkskunde (Bezirksverband Pfalz) und der Evangelischen Kirche der Pfalz kritisiert und die Auswahl des Siegerbandes als „Skandal“ bezeichnet, weil das Buch die Zusammenarbeit der Evangelischen Kirche der Pfalz mit dem Nationalsozialismus beschönige.

Paul Theobald aus Frankenthal ging davon aus, dass sowohl „Protestanten ohne Protest“ wie auch „Die Chronik des mittleren Ostertals“ würdig gewesen wären, den Pfalzpreis zu erhalten. „Es wäre deshalb richtig gewesen, zwei Pfalzpreise zu je 5.000 Euro zu vergeben.“ Theobald bezweifelte die Objektivität der Jury, „da in dieser Zusammensetzung kein anderes Ergebnis herauskommen konnte.“ Verteidigt hat die Auswahlentscheidung der Vorsitzende des Bezirkstags, Theo Wieder.

Hans Kirsch