November 2005

Blickpunkt St. Wendel, 15.11.2005

Heimat- und Kulturverein Ostertal: Literarischer Abend
Hans Erich Halberstadt präsentierte "Die pälzisch Wertgeschicht" von Paul Münch

 

Hoof. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat mit seinem traditionellen literarischen Abend im Protestantischen Gemeindehaus in Hoof wieder einen Volltreffer gelandet. Der Pfälzer Sänger (lyrischer Tenor) und Rezitator Hans Erich Halberstadt aus Kaiserslautern präsentierte Mundartreime aus "Die pälzisch Weltgeschicht" von Paul Münch. Für eine würdige musikalische Umrahmung sorgte Walter Harth aus Bubach. Mit einer eigenen Komposition, die er "Träumereien" nennt, eröffnete er die Veranstaltung.

Der Vorsitzende Hans Kirsch begrüßte besonders den pfälzischen Rezitator und die Gäste,Der Vorsitzende Hans Kirsch begrüßte besonders den pfälzischen Rezitator und die Gäste,darunter Ortsvorsteher Gernot Müller. Die etwa 40 Besucher warteten gespannt auf die Reimedes beliebten Pfälzer Mundartdichters. Schwierigkeiten bereitete ihnen der Dialekt nicht,gehörte doch das Ostertal bis 1947 zur Pfalz, und man spricht einen ähnlichen Dialekt. Hal-berstadt würdigte zunächst Leben und Werk Paul Münchs, der wohl der bekannteste pfälzischeMundartdichter ist. Neben "Pfälzers Höllen- und Himmelfahrt" und “Pälzer im Schlaraffenland"dürfte "Die pälzisch Weltgeschicht" sein bedeutendstes Werk sein. Man hat es das "heitersteBüchlein genannt, das je erschien im Pfälzerland". Über Generationen hinweg hat es seinenverdienten Ehrenplatz innerhalb der pfälzischen Mundartliteratur behauptet. Im vergangenenJahr zu Münchs 125. Geburtstag erschien eine Neuausgabe des PfäIzer Klassikers.

 

Münch wurde am 10. Dezember 1879 als Sohn eines Pfarrers in Ruchheim geboren. SeineMünch wurde am 10. Dezember 1879 als Sohn eines Pfarrers in Ruchheim geboren. SeineKinderjahre verbrachte er in Kusel. Hier besuchte er die Volksschule, in Germersheim undLandau das Gymnasium. Besonders interessierte ihn die Geschichte. Von 1898 bis 1902studierte er an der Kunstgewerbeschule und der Technischen Hochschule in München, wo erdie Prüfung für das Höhere Lehramt ablegte. Über die Realschule Marktbreit und Weierhofführte ihn sein Weg im September 1907 nach Kaiserslautern. Hier war er 43 Jahre lang an derOberrealschule, am Gymnasium und an der Lehrerfortbildungsanstalt tätig. Am 2. Januar 1951starb er in Neustadt an der Weinstraße. Auf dem Kaiserslauterer Waldfriedhof wurde er am 5.Januar in einem Ehrengrab der Stadt beigesetzt.

Halberstadt ließ die Geschichten Paul Münchs aufleben und begann mit "Adam und Eva imHalberstadt ließ die Geschichten Paul Münchs aufleben und begann mit "Adam und Eva imParadies". Der Autor bezweifelt, dass das Paradies im Nahen Osten am Euphrat war underklärt: "Wer so e Kees schreibt is meschugge; mer braucht nur die Landkart anzugucke, dannsieht mer glei, 's war nerjens als - in unsrer scheene, liewe Palz." In "Die Palz vor de Sindflut"schildert Münch die Leiden der Menschen durch die Riesen-Saurier, die dann Gott mit derSintflut ausrottete. Geschichte hat den Autor schon immer interessiert, so wundert es nicht,dass sich seine Dichtungen mit geschichtlichen Themen und Persönlichkeiten der Geschichtebefassen wie "De Urmensch vun Heidelberg" und "Die Hunne in de Palz" sowie "De KaiserBarbarossa" und “De Kaiser Rudolf vun Habsborg" und anderen geschichtlichen Ereignissen.Als "de Hannibal" über die Alpen gegen die Römer zog, verbündete er sich mit der Pfalz:"Jetzt, geht 's eich an de Hals: Ich mach e Bindnis mit der Pfalz." Da heißt es später: "Mit Hochund Hurrah in die Schlacht un han die Reemer kalt gemacht, verroppt, verriwwelt un verriss unin die Trebia (Fluss) geschmiss!" In "Die Gräfin Eva von Neuleiningen" stellt er eine äußerstklug handelnde Frau in den Bauernkriegen vor. Weiter folgten: "Die Türkei und ihr Harem"sowie "Der Untergang des Abendlandes", wo er am Schluss für sich tröstlich feststellt: "EsOwendland kann unnergehn - Mei Pälzer Land, das bleibt bestehn!"

So hatten die Besucher über eine Stunde lang zu schmunzeln und zu lachen, in der Hans-ErichSo hatten die Besucher über eine Stunde lang zu schmunzeln und zu lachen, in der Hans-ErichHalberstadt Paul Münch seine melodische Stimme lieh und viel Beifall erntete. Er brachte Paul Münchs skurrilen Humor sehr gut zur Geltung. Einen weiteren Beitrag zum Gelingen desMünchs skurrilen Humor sehr gut zur Geltung. Einen weiteren Beitrag zum Gelingen desAbends trug die elfjährige Anna Katharina Kirsch, Tochter des Vorsitzenden, bei mit dem"ellenlangen" Gedicht Münchs, "Die Sindflut". Sie erhielt viel Applaus. Die Lesungen wurdenmusikalisch aufgelockert von Musikus Walter Harth, der passend dazu "Der Pfälzer Wind" und"So ein guter Pfalzwein" sowie weitere Pfälzer Lieder spielte.

Info: Hans-Erich Halberstadt
Geboren ist er im pfälzischen Miesenbach. Früh nahm er Gesangsunterricht. In Mannheimstudierte er an der Hochschule für Musik und Theater. Seine erste Schallplatte nahm er 1968auf. Der lyrische Tenor widmete sich in erster Linie dem Konzert- und Oratonengesang undmachte sich zunächst als Liedersänger einen Namen. Sein künstlerischer Weg führte ihn aufseinen Konzertreisen in zahlreiche Funk-, Fernseh- und Schallplattenstudios des In- undAuslandes. So gastierte er bei Radio Istanbul mit Liedern von Franz Schubert. In den USAmachte er mit Melodien von Robert Stolz Furore. Als gebürtiger Pfälzer widmete er sich auchder Pflege der pfälzischen Mundart und vor allem mit dem Werk Paul Münchs. Dessen "Päl-zisch Weltgeschicht" ist als Hörbuch erschienen. Inzwischen hat der Künstler rund 20 Ton-träger veröffentlicht.