Oktober 2001

Saarbrücker Zeitung, 25.10.2001

Ein Forum für die sechs St. Wendeler Heimatvereine

Noch bis diesen Sonntag wird im Mia-Münster-Haus ganztags der Öffentlichkeit hiesige Geschichte präsentiert

St. Wendel (np). Seit gestern und noch bis Sonntag, 28. Oktober, präsentieren sich im St. Wendeier Museum die sechs Heimatvereine der Kreisstadt. Im „Forum Geschichte" kann man sich hier an allen Tagen von 10 bis 22 Uhr über die Arbeitsgemeinschaft Bliesen, den Dörrenbacher Heimatbund, die Heimatfreunde Winterbach, den Heimatverein Altstadtfreunde St. Wendel, den Heimatverein Niederlinxweiler und den Heimat- und Kulturverein Ostertal informieren.

Die Arbeitsgemeinschaft Bliesen gab 1984 als Interessengemeinschaft der Bliesener Vereine eine Dorfchronik heraus. Das Buch war binnen kürzester Zeit vergriffen. Die enorme Nachfrage nahm die Interessengemeinschaft zum Anlass, die Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde ins Leben zu rufen, die sich Seither um die Erforschung der Ortsgeschichte und um die Brauchtumspflege beäHfflt. Bis 1999 wurden acht heimatkundliche Bücher herausgegeben. Für die Zukunft sind diese Beiträge in Form von Heften geplant. Schwerpunkte sind hierbei die Rekonstruktion des ehemaligen Ortsbildes, das Handwerk und die Ländwirtschaft sowie die Familienforschung. Im „Forum Geschichte" präsentieren die Bliesener den Stand dieser Familienforschung sowie das neue Dorfgemeinschaftshaus, das eine Heimatstube und das zukünftige Archiv beherbergen soll.

Der 1973 gegründete Dorrenbacher Heimatbund beschäftigt sich mit der Heimatgeschichte des Ortes, und betreibt auch die vereinseigene Natur- und Freizeitanlage Reihersrech, entstanden aus dem ehemaligen Dörrenbacher Bahnhof und dem dazugehörenden Betriebsgelände. Verschiedene heimatkundliche Bücher und Veröffentlichungen geben Auskunft über die Tätigkeit und die Aktionen des Vereins. Im heimatkundliche Dorfmuseum sind mehrere Dauerausstellungen zu sehen (zum Beispiel über den Stollenbergbau, en Reichsarbeitsdienst, das Dörrenbacher Buchfest), die vom Verein zusammengestellt wurden, sowie landwirtschaftliche Geräte und die Bauernstube. Als Themen im St. Wendeier „Forum Geschichte" haben die Dörrenbacher die „Gebrüder Cetto als Bergherren" (19. Jahrhundert) sowie ihr Dorf selbst gewählt.

Die Heimatfreunde Winterbach wurden 1989 gegründet. Der heimatkundlichen Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Verständnis für die Heimat, ihre Kultur und Geschichte zu wecken und zu fördern. Auch dieser Verein veröffentlichte bis heute vier Bänder zur Heimatgeschichte. Eines ihrer Projekte war die Durchführung einer Grabung auf der Flur “Auf der Mechers”, wo in den 70-er Jahren ein Brandgrab entdeckt worden war. Diese 1998 vorgenommene Grabung fand in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Konservatoramt statt. Für das „Forum Geschichte" stellte das Rheinische Landesmuseum Trier vier der vor 30 Jahren
gefundenen Köpfe des Pfeilergrabmales als Leihgabe zur Verfügung. Die Vor- und Frühgeschichte steht somit im Mittelpunkt der Winterbacher Präsentation.

Der Heimatverein Altstadtfreunde St. Wendel ging 1984 aus der Bürgervereinigung der St. Wendeier Altstadtfreunde von 1973 hervor, die gegründet worden war, um der damals drohenden Flächensanierung im Dombereich entgegen zu treten. Die „Altstadtfreunde" trugen dazu bei, dass mit der Zeit eine Wende der städtischen Sanierungspolitik herbeigeführt wurde. Durch diese langjährige Förderung des Traditionsbewusstseins und der Heimatverbundenheit der St. Wendeier Bürger wurde der Boden bereitet zur Gründung eines Heimatvereins in der Kernstadt, der seitdem eine Fülle von Aktivitäten entfaltet hat. Ein Arbeitskreis widmet sich historischen Ereignissen, Gebäuden und Persönlichkeiten. Im „Forum Geschichte" berichten die Altstadtfreunde von ihrer Vereinsarbeit.

Der Heimatverein Niederlinxweiler wurde 1959 gegründet. Seine Arbeitsschwerpunkte sieht der Verein darin, seinen Mitgliedern und der Dorfgemeinschaft die Heimat unter anderem durch die Organisation von Wanderungen und Fahrten näher zu bringen. Natürlich ist der Heimatverein auch bei kulturellen und geselligen Veranstaltungen im Dorfleben präsent. Darüber hinaus ist der Verein ein aktives Bindeglied zwischen Mitgliedern, Bürgern und den Behörden. Durch Vorsprachen, Eingaben und Verhandlungen bringt er die Wünsche und Anregungen der Bürger den Behörden näher. Seit 1983 ist dem Verein eine Tanzgruppe mit Mitgliedern aus Niederlinxweiler, Oberlinxweiler und Schwarzerden angegliedert. Der Verein betreibt ein kleines Heimatmuseum, das im „Forum Geschichte" vorgestellt wird.

Der Heimat- und Kulturverein Ostertal, 1985 gegründet, bezieht aus historisch gewachsenen Gründen auch die pfälzische Gemeinde Selchenbach mit ein. Sein Hauptanliegen ist es, die Geschichte des mittleren Ostertals zu erforschen und der Bevölkerung zu vermitteln. Die Ergebnisse dieser Forschung sind unter anderem in den beiden Bänden „Chronik des mittleren Ostertals" nachzulesen. Ferner widmet sich der Verein der Sammlung heimatgeschichtlicher Dokumente und Materialien, vor allem von Fotos. Er betreibt Familienforschung, führt Kunstausstellungen und heimatgeschichtliche Ausflüge durch. Während des „Forums Geschichte" steht das Thema der Wandermusikanten im Zentrum der Präsentation des Vereins.

Als „Alleinkämpfer" mit den unterschiedlichsten historischen Interessen präsentiert Roland Geiger unter anderem römische Dachziegel und Scherben von Gebrauchskeramik, die er in seinem Garten ausgegraben hat. Im Bereich seines Wohnhauses im St. Wendeler Stadtteil Alsfassen befand sich - vermutlich im dritten Jahrhundert nach Christi - eine römische Villa. Ob diese Villa zusammenhängt mit den dort verlaufenden römischen Verbindungswegen, wird wohl nie geklärt werden können. Anzunehmen ist, dass Reisende hier übernachtet, vielleicht ein Bad genommen und etwas gegessen haben. Dafür fand Geiger im Garten Hinweise. Fest steht, dass hier bereits zu dieser frühen Zeit Menschen gesiedelt hatten.