November 2003

Saarbrücker Zeitung, 07.11.2002

Mundartliches besinnlich und humorvoll vorgetragen

Adelinde Wolff stellt die "Oschderdaaeler", Anton Wiesen die Schaumberger und Gerd Krieger die Kuseler Mundart vor

 

Hoof (kam). Der Literaturabend mit Mundartlesungen im protestantischen Gemeindehaus in Hoof war ein voller Erfolg. Mehr als 60 Personen füllten den kleinen Saal bis auf den letzten Platz.

Die Besucher folgten den besinnlichen und humorvollen Textender Autoren sehr aufmerksam. Begeistert Spendeten sie reichlich Beifall, und es gab sogar spontanen Szenen-Applaus. Adelinde Wolff stellte die „Oschderdaaler" Mundart vor, Gerd Krieger den Kuseler Dialekt. Anton Wiese präsentierte. die Mundart zwischen Schaumberg und Bosenberg. Walter Harth umrahmte die Veranstaltung musikalisch mit Weisen auf der Zither und dem Akkordeon.

 

Veranstalter warmer Heimat- und Kulturverein Ostertal, der es auch zu seiner Aufgabe gemacht hat, die Kultur zu pflegen und zu fördern. Ein Themengebiet ist die Sprache der Heimat, die Mundart. Deshalb hatte man Heimatdichter aus drei dicht beieinander liegenden Mundart-Bereichen für diesen Literaturabend gewonnen. Dass sich die Mundart im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte ständig verändere, darauf wies der Vereinsvorsitzende Hans Kirsch hin. Man habe bei Professor Rudolf Post die Erforschung der Ostertaler Mundart in Auftrag gegeben. Der Experte werde deshalb in den nächsten Jahren Sprechproben nehmen. Sprechproben gebe es bereits von 1887 und aus den 20er Jahren. Am Ende der neuen Studie lägen dann Sprechproben aus drei Jahrhunderten vor.

Adelinde Wolff las aus ihrem Buch über die Werschweiler Mundart. Darin schildert sie Erlebnisse aus ihrer Kindheit und Jugend, berichtet von bäuerlichen Arbeiten und von Festen, von Sitten und Bräuchen aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie begann mit der „Rubbel" (Rodelbahn), dem „Neijohrschkrans" (Neujahrskranz) und „Em Kaschde" (Hochzeits-Aufgebot). Ein Loblied auf die Heimat sang dann Walter Harth mit dem von ihm verfassten und komponierten „Bubach-Lied". Er begleitete sich dabei auf der Zither.

Gerd Krieger stammt aus Zweibrücken, lebt aber schon seit 50 Jahren in Kusel. Zwischen beiden Dialekten gibt es keine großen Unterschiede. Krieger stellte die Kuseler Mundartvor. Er hat bereits einige Bücher verfasst und Auszeichnungen. erhalten. Bekannt geworden ist er durch seine regelmäßigen Glossen über das Zeitgeschehen im Kuseler Land als „Eier Schorsch". Außerdem zählt er zu den Teilnehmern und Juroren bei den Mundart-Tagen in Bockenheim, dem pfälzischen Mundart-Mekka. Er begann mit besinnlichen Beiträgen wie „Uff em Kerchhof" und „Soldade-Gräwer".

Anton Wiesen schilderte eine Begegnung „Mitten in Berlin", zu der es noch zu tiefsten DDR-Zeit kam, wo die „Sproch" einen ehemaligen St. Wendeier „dehaem" sein ließ. In der Beschreibung des Krieger-Denkmals in Winterbach kommt er zu dem Schluss, dass es „keinen Platz mehr für einen Krieg" gebe.

Den zweiten Teil leitete Walter Harth mit gefälliger Akkordeon-Musik ein. Die Autoren lasen durchweg heitere Texte. Adelinde Wolff erzählte lustige Dorfgeschichten und las einige Anekdoten aus dem früheren Dorfleben vor. Darunter „Es Heisje", „Klaaen Wasch zwischedorsch" und „De Duusi" sowie „Ungewollder Maaeschder-Ritt", „Die tronggene Dischdele" und „Leiweh". Beim Zwischenspiel von .Walter Harth mit Zither und Gesang stimmen die Besucher bei dem Lied Pfälzer Wind" spontan mit ein.

Krieger trug noch heitere Gedichte wie „Die Nacht-Eil" und „Mei neie Zahn" vor, Unter dem Titel „E Kerl wie e Pond Worschd" stellte er eine Sammlung von „Vergleiche uff pälzisch" vor. Die Besucher waren gefordert, rieten eifrig mit und fanden fast alle die Lösungen. Nachdenklich und mit einem Schuss Ironie „erlebte" Wiesen im Traum seine Beerdigung. In „lwwermorje schon Middwoch" schilderte er das Leben vom „Hannes im Schlot haus". „Wirrerstand" leistete „Vetter Jokkob" im Dritten Reich. Er wollte die Hakenkreuz-Fahne nicht grüßen, bekam den Arm einfach nicht hoch. Bei einer zwingenden Aufforderung sagte er geistesgegenwärtig: „Gun Dach, Fahne." Hans Kirsch steuerte dann noch zwei lustige Mundart-Gedichte bei: „Die Zwiwwele" und „De Schreck em Kerschbaam". Er überreichte den Autoren zui Erinnerung den dritten Band der Ostertal-Chronik. Mit einem gemeinsamen Lied .”Kein schöner Land in dieser Zeit” endete die rundum gelungene Veranstaltung.

 

Bilder der Veranstaltung: