Juni 1991

Saarbrücker Zeitung 17.06.1991

Historiker lieferte Anlaß zum Fest

1111 Jahre Niederkirchen in würdigem Rahmen gefeiert

Heute geht es weiter

 

Niederkirchen. (kp). Einen Markstein in der Geschichte des Ostertales setzte die Niederkircher Dorfgemeinschaft auf dem Kommers im vollbesetzten Festzelt in der “Nerrerkerrjer Au", als sie mit vielen Gästen aus nah und fern das Dorfjubiläum zum 1111-jährigen Bestehen der “Perle des mittleren Ostertales" feierte. Ortsvorsteher Herbert Müller sprach von einem stolzen Alter und einer 'historischen Stunde" in einem Dorf mit einer wechselhaften Geschichte.

“Mit Bouillon kam die Sonne", meinte Herbert Müller scherzhaft bei der Begrüßung des Stadtbürgermeisters, des Schirmherrn der Jubiläumsfeier. Und er hatte recht, denn just in diesem Augenblick strahlte die Sonne zwischen den dunklen Regenwolken hervor. Klaus Bouillon überreichte dem Ortsvorsteher einen Scheck in Höhe von 11111 DM für die regen Bemühungen von Ortsrat und Vereinsgemeinschaft, den Ortskern sehenswert zu gestalten. Eine Lösung zur Errichtung für „Das Haus des Gastes" würde man finden. Hans Kirsch, der erste Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, erhielt einen Scheck über 3000 DM. Damit würdigte die Stadt die Arbeit des Vereins um die Erforschung der Geschichte des Ostertales.

Wäre der findige Saaler Heimatforscher Klaus Zimmer nicht gewesen, könnte Niederkirchen seine 1111-Jahr-Feier in diesen Tagen nicht begehen. Dem forschungsbesessenen Historiker, Studienrat in Homburg, ist es gelungen, die Urkunde der Ersterwähnung des Dorfes im Pariser Staatsarchiv aufzuspüren. Klaus Zimmer, Autor des Buches “Die Chronik des mittleren Ostertales", zog die Besucher in seinen Bann, als er über das Dokument vom 17. November 880 sprach.

Ein Kuriosum war, wie Conferencier Bernd Tausend feststellte, demnach die 1111-Jahr-Feier im Jähre 1950. Aber damals gab es noch keinen Klaus Zimmer und Hans Kirsch, die die Geschichte des Ostertales aufarbeiteten. Letzterer stellte noch einmal sein Buch vor “Neues von Gestern — Niederkirchen im Spiegel der Presse von 1863 bis 1973".

Ansonsten war es ein recht farbiger Abend im Festzelt. In bunter Reihenfolge wechselten musikalische und gesangliche Darbietungen, Tanz, Folklore und Karatesport einander ab, wohl gemixt mit heimat- und kulturgeschichtlichen Bonmots von Hans Kirsch und Klaus Zimmer. Verantwortlich für die musische Umrahmung waren der, Gesangverein Niederkirchen, die Tanz- und Gesangsgruppe des Landfrauenvereins, die Akkordeongruppe Harth, die Jagdhorn- und Alphornbläser Ostertal, der Karateverein Ostertal und die “ehemalige" Niederkircher Tanzkapelle.

Kaum zu glauben: Voll besetzt war auch das Festzelt am Samstagmorgen mit den „Bunten Funkminuten" der Europawelle Saar. Die Stimmung war angeheizt, da auch das Wetter mitspielte. In kurzen Rundfunk-Interviews stellten Ortsvorsteher, Heimatforscher und Vereinsvorsitzender “Nerrekeije in Vergangenheit und Gegenwart" vor. Am Abend dann wieder ein Höhepunkt mit dem Landespolizeimusikkorps RheinlandPfalz. Heute trifft sich jung und alt um 9 Uhr zur Bannwanderung rund um Niederkirchen, bevor am frühen Nachmittag rund um die Kirche ein Trödelmarkt stattfindet.

 


 

Dorf in alten Büdern

Niederkircher Heimatgeschichte auf Zelluloid

 

Niederkirchen. (kp). Das Glanzstück der Fotoausstellung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal anläßlich der 1111-Jahrfeier von Niederkirchen im Paul-Gerhardt-Haus „Nerrekeije em scheenen Oschderdal em Bild" war ohne Zweifel die Reproduktion der Ersterwähnung des Ortes in der “Urkunde des fränkischen Königs Ludwig III vom 17. II. 880 Osterenaha" aus dem Staatsarchiv in Paris. Das älteste von rund 800 Bildern der Ausstellung, die in mühevoller zweijähriger Arbeit von den beiden Osterbrückern Rudi Ecker und Karl Deckarm und dem Niederkircher Erwin Karst gesichtet, geordnet und aufgearbeitet wurden, ist ein Foto aus dem Jahre 1896, das die Innenansicht der Kirche zeigt Fast das gleiche Alter haben zwei Fotos von zwei Glocken im Turm, datiert eine davon im Jahre 1414 als älteste gotische" Glocke.

“Spuren unserer Dörfer sichern und erhalten für die Zukunft" wifl der Heimatund Kulturverein Ostertal auch mit dieser Fotoausstellung, die dem Besucher eine “Reise in die Niederkircher Vergangenheit" bietet, wie Hans Kirsch bei der Eröffnung betonte. Und schon an diesem Nachmittag war der Besucherandrang groß. Die “Kerch" steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Auch sind sämÜiche Konfirmationsjahrgänge seit 1918 zu sehen. Ein Teil der trefflich gelungenen Ausstellung ist dem legendären Bürgermeister Ludwig König gewidmet: Ein Familienbild aus dem Jahre 1904 und das Haus König mit dem Postamt und dem Bürgermeisteramt erinnern an eine Glanzzeit des Amtes Niederkirchen. Amalia Schäfer aus “Schuhannjobs" (1900) und August Hahn in seiner Müllerkleidung (1915) erinnern an “Nerrekeije Originale" von einst. Kinder und Jugendliche staunen vor den Fotos über das frühere “Landläwe": Getreideernte 1938, Heuernte, Kühehüterin Rosa Klöckner, Milchverkauf in “Schneiramshaus", der Schmied und Dreschen vor “Hamperersch". Die Dorfbräuche, Bau (1935) und Einweihung (1937) der Ostertalbahnund die Geschichte der Vereine im Dorf zeigen eine Vielzahl anderer Bilder. Die ausgestellten Bilder können beim Festausschuß bestellt werden. In der Ausstellung “Schule", im Obergeschoß des Paul-Gerhardt-Hauses, findet man neben der Chronik der Niederkircher Schule auch Leihgaben aus dem Schulmuseum in Ottweiler und Lithografien von Professor Schiffler.

 


 

Bilder der Veranstaltung:

Fotoausstellung Ndk.01
Rechts Kopie der Ersterwähnungsurkunde

 

Fotoausstellung Ndk.02

 

Fotoausstellung Ndk.03

 

Fotoausstellung Ndk.04

 

Fotoausstellung Ndk.05

 

Fotoausstellung Ndk.06