August 1994
03. und 12. bis 14.08.1994
650 Jahre Hoof
Vorbereitung und Durchführung in den Händen vom Festausschuss Hoof und Heimat- und Kulturverein
Zurückversetzt ins 19. Jahrhundert
In diesem Jahr feiert der Ostertalort Hoof das 650. Jubiläum seiner urkundlichen Ersterwähnung. Ortsrat und Vereine haben einen Festausschuß gebildet, der die verschiedenen Festveranstaltungen plant und koordiniert Der Heimat-und Kulturverein Ostertal hat die Gestaltung der Festschrift übernommen und bereitet derzeit eine Fotoausstellung über „Hoof, wie's früher war“ vor.
Als weiteres Geschenk an das Jubiläumsdorf und als weiterer Beitrag zu den Jubiläumsfeierlichkeiten veranstaltet der Heimat- und Kulturverein bereits am Samstag, dem 7. Mai, im Saale Gerhart einen „Ostertaler Heimatabend“ mit dem Thema „Hoofer Wandermusikanten im 19. Jahrhundert“. Nur wenigen ist bekannt, daß es etwa ab dem Jahre 1840 auch im Ostertal eine ganze Reihe von Wandermusikanten gab, die vom Frühjahr bis zum Herbst mit ihren Instrumenten im Ausland „auf der Walz“ waren, um etwas Geld zu verdienen.
Wußten Sie schon, daß im Jahr 1595 der Hoofer Untertan Hans Klein in Oberkirchen als „Geisel“ gefangengehalten wurde? War Ihnen bekannt, daß sich die Hoofer und die Haupersweiler Bauern 1754 gegenseitig die Schafe beschlagnahmten? Wollen Sie wissen, warum 1880 der Hoofer Junglehrer Friedrich Wüst gezwungen wurde, die Lehrerstochter Karolina Wagner zu heiraten, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte? Möchten Sie Näheres erfahren über Albin Damian, der bis zum Ersten Weltkrieg Lehrer, Dirigent des Gesangvereins und Konsumverwalter war? Ist Ihnen geläufig, wie am 18. Januar 1905 der Hoofer Mörderball abgelaufen ist?
Wenn Sie das alles schon wissen, dann kennen Sie sich recht gut aus in der Geschichte des Dorfes Hoof. Wissen Sie es aber noch nicht, dann können Sie es bei uns kennenlernen, nämlich bei der Vorstellung der Festschrift HOOF IM OSTERTAL - GESCHICHTE UND GESCHICHTEN am Mittwoch, dem 03. August 1994, 20 Uhr im Gasthaus Holzapfel-Dell in Hoof.
Hans Kirsch und Klaus Zimmer vom Heimat- und Kulturverein werden uns Geschichten aus der Festschrift vortragen, Walter Harth aus Bubach unterhält uns mit einigen Liedern und Musikstücken.
Bunter Abend zum Festbeginn am 12. August 1994 im Festzelt in Hoof.
Historische Amtskette für den Ortsvorsteher, Walter Cullmann geht „dekoriert“ zum Ende seiner Amtszeit.
Als äußerst gelungene Auftaktveranstaltung zum 650jährigen Jubiläum erwies sich die „Geburtstagsfeier“ für die erstmalige urkundliche Erwähnung des heutigen Stadtteils Hoof. Mit der Überreichung einer „historischen Amtskette“ an den Ortsvorsteher, die vom Innenstaatssekretär Dr. Richard Dewes und Bürgermeister Klaus Bouillon vorgenommen wurde, wurde auch gleichzeitig die wechselvolle Geschichte von Hoof dokumentiert. Die Kette besteht aus Silberbarren und ist in Blei gefaßt. Das Überfangglas wurde in der letzten, noch existierenden Mundglasbläserei in Waldsassen in der Oberpfalz, nahe der tschechischen Grenze, hergestellt.
15 Wappen, sieben davon doppelt auf den beiden Seiten, zieren die Kette, die selbst Bürgermeister Klaus Bouillon die Sprache verschlug( das soll etwas heißen). Rudi Gerhart hatte die Idee zu dieser Kette. Ein ehemaliger Hoofer Bürger, Winfried Bayer, heute in Heilbronn lebend, sponsorte die von einem Künstler aus Rothenburg ob der Tauber hergestellt Kette.
Hans Kirsch, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Ostertal, gab die erforderlichen Erläuterungen zur Geschichte, die in den Wappen dargestellt wurde. Ausgehend von den Herren von Steinkallenfels, der Vögte von Hunolstein, der Pfalz und aus Bayern, dem Landkreis Kusel bis zum Landkreis St. Wendel und endend in den Armen der Stadt St.Wendel, reichte die geschichtliche Darstellung.
Staatssekretär Dr. Richard Dewes gratulierte dem Stadtteil Hoof zu diesem Jubiläum und sah in der guten Vereinsgemeinschaft einen Garanten für den harmonischen Ablauf der Jubiläumsfeier.
Zu der „ Geburtstagsfeier“ , die 1. Erwähnung fällt auf den 13. Januar 1344, hatte Bürgermeister Klaus Bouillon ein besonderes Geschenk mitgebracht: die Stadt wird die Feierlichkeiten mit einem Zuschuß in Höhe von 10.000 DM unterstützen.
Die Veranstaltung wurde feierlich umrahmt vom Musikverein Hoof/Saal und dem Männergesangverein „Eintracht Hoof“ , die Einstimmung auf die Festtage gelang.
650 Jahre Geschichte zogen vorbei
Großer Festumzug beendet Feierlichkeiten im geschichtsträchtigen Ostertalort
Vor Hunderten von Zuschauern aus allen St.Wendeler Stadtteilen, dem ganzen Ostertal und den benachbarten pfälzischen Grenzgemeinden erlebte Hoof mit einem großen Festumzug am Sonntagnachmittag den eigentlichen Höhepunkt seiner 650-Jahr-Feier. Alle Ortsvereine trugen mit der Gestaltung von Festwagen und Fußgruppen zum Gelingen des Umzuges bei, der das „ Heemer“ Dorfgeschehen in Vergangenheit und Gegenwart trefflich symbolisierte. Natürlich war auch Leitersweiler mit einem Wagen dabei, tragen beide Orte doch das gleiche Geburtsdatum.
Aus dem Pfälzer Wald war der Obst- und Gartenbauverein Elmstein mit einem Blumenwagen und Trachtengruppen gekommen. Sein Partnerverein, der OGB Hoof hatte einen Gemüsewagen gestaltet, während die Ostertaler Landfrauen mit einem Wagen und Gruppen in Bauernfesttagstrachten an die bäuerliche Vergangenheit des Dorfes erinnerten. Fußgruppen der Unterhaltungsgesellschaft (UHG) wiesen auf die keltische und römische Geschichte des Ostertalortes hin. Ein getreues Nachbild der protestantischen Kirche zu Hoof hatte die evangelische Kirchengemeinde erstellt. Da durfte auch der Wetterhahn nicht fehlen, der dem Fest am Sonntag sommerliches Wetter bescherte. Daß gleich neben der Kirche früher einmal die Schule war, zeigte die Junge Union. Von 1932 bis 1952 wurde im „ Hasenwald“ Fußball gespielt. Den ersten Hoofer Sportplatz zeigte der SV Hoof. In diese Zeit paßte auch die Straußjugend der UHG mit dem „Kerwestrauß“.
Der „schwarze Dreiberg“ auf dem Hoofer Ortswappen symbolisiert, daß hier früher Kohlebergbau betrieben wurde. Willi Cullmann mit seinem Krankenunterstützungsverein rief das Bergmannsleben wieder in die Erinnerung zurück. Mit Wagen dabei waren auch das DRK, der Angelsportverein und die Zimmerei Harth. Der Musikverein Hoof/Saal übernahm den musikalischen Part. Die Stars des Umzugs aber waren die Trachtengruppen der Ungarndeutschen, deren Vorfahren vor genau 270 Jahren aus dem Ostertal nach Südosteuropa auswanderten.
Das Bad in der Menge tat dem saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD), dem Schirmherrn des Jubiläumsfestes, sichtlich wohl, als er nach dem Umzug im Festzelt weilte.
Lafontaine dirigierte nicht nur das Orchester, sondern sang auch kräftig mit, als die ganze Festgesellschaft das berühmte Ostertallied sang: „Dort wird die Wutz geschlacht, dort wird die Worschd gemacht, im schönen Oschderdaal..“
Beim Festumzug der 650-Jahr-Feier am Sonntagnachmittag sahen die Zuschauer neben Gruppen und Wagen der örtlichen Vereine auch eine Fußgruppe sehen können, die an lange zurückliegende Vorgänge in der Ostertaler Geschichte anknüpft: an die Auswanderung nach Südosteuropa im 18. Jahrhundert. 1724 wanderten fünf Ostertaler Familien über Ulm und Wien nach Ungarn aus, unter ihnen auch Peter Brandt; der zuvor Schütz in Hoof gewesen war. Zusammen mit Auswanderern aus Hessen gründeten die Ostertäler im Süden von Ungarn das Dorf Moragy, in dem die Namen Glöckner, Seyler, Igel, Wild und Böhler erhalten blieben.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die meisten Deutschen Ungarn verlassen mußten, gingen auch zahlreiche Moragyer nach Deutschland, wo sie sich besonders in der Gegend um Bad Hersfeld in Niedersachsen und im baden-württembergischen Backnang niederließen. Von dort kamen nun am Sonntag etwa 50 ehemalige Moragyer, um das Hoofer Jubiläumsfest zu besuchen. Darunter auch zwei Familien mit den alten Ostertaler Namen Wild und Glöckner. Nach dem Besuch des Zeltgottesdienstes am Vormittag marschierten sie am Nachmittag in alter ungarndeutscher Tracht im Festumzug mit.
Am Spätnachmittag wurde die Niederkircher Kirche besucht, in der schon die Urahnen einiger Besucher vor 1724 getauft und getraut worden sind. Betreut wurde die Gruppe von Hans und Marianne Kirsch, die schon einige Jahre Kontakte zu den ehemaligen Ungarndeutschen haben.
Bilder der Veranstaltung:
Jubiläumsplakat
Blick ins Festzelt
Ökumenischer Gottesdienst im Festzelt
Ungarndeutsche Trachtengruppe beim Festumzug
Ungarndeutsche Trachtengruppe
Ungarndeutsche Trachtengruppe
Schirmherr Ministerpräsident Oskar Lafontaine
Ungarndeutsche Gäste vor dem Pfarrhaus in Niederkirchen
Hans Kirsch beim Festvortrag