06. & 07. August 1988

Die Rheinpfalz, Ausg. Kusel, 09.08.1988

Geschichte dokumentiert

Heimat- und Kulturverein Ostertal zeigt hunderte Fotos

SELCHENBACH (rik). Beim Selchenbacher Dorffest wurde am Wochenende eine Ausstellung zur Geschichte der Gemeinde gezeigt. Sie wurde vom Heimat- und Kulturverein Ostertal zusammengestellt und zeigte rund 530 Fotos, die die Entwicklung Selchenbachs seit der Jahrhundertwende dokumentieren.

Der Vorsitzende des Heimatvereins, Hans Kirsch, überreichte zur Ausstellungseröffnung an Ortsbürgermeister Manfred Harth die Urkunde, in der Selchenbach erstmals erwähnt wird. Sie stammt aus dem Jahre 1262 und wurde von Johannes, dem Pfarrer von Dudweiler, ausgestellt. Der Geistliche verpflichtet sich in dem Schriftstück, seine Besitzungen in Selchenbach dem Kloster Wörschweiler zu überlassen.

Die Schreibweise des Ortsnamens ist in dem Dokument die gleiche wie heute. Es wurde von dem Heimatforscher Klaus Zimmer im Speyerer Landesarchiv besorgt. Das Original der Urkunde ist nicht mehr verfügbar, allerdings übergab Kirsch eine im Jahre 1588 angefertigte Abschrift.

Manfred Harth meinte in einer Ansprache, die Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus von Selchenbach ermögliche „eine lebendige Verbindung, .zur Vergangenheit". Gerade in „unserer von Schnellebigkeit geprägten Zeit" sei dies besonders beachtlich. Weiter meinte der Ortsbürgermeister, die Ausstellung könne möglicherweise den Anstoß zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Dorfgeschichte geben. Er bedankte sich beim Heimat- und Kulturverein Ostertal für die Ausstellung.

In Selchenbach, das seit 1816 zur Bürgermeisterei Ostertal gehörte, haben die Mitglieder dieses Vereins in rund sechsmonatigen Recherchen die alten Fotos zusammengetragen. Sämtliche Aufnahmen wurden ihnen von Selchenbacher Bürgern zur Verfügung gestellt. Die beiden Osterbrücker Vereinsmitglieder Rudi Ecker und Karl Deckarm fertigten Reproduktionen der Originalfotos an. Eine ähnliche Ausstellung führte der Heimat- und Kulturverein im letzten Jahr in Osterbrücken durch.

Die ältesten Fotos der Dokumentation stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Die Ausstellung deckte sämtliche Bereiche des dörflichen Lebens ab. Zu sehen waren Aufnahmen von Schulklasser, Gebäuden, bestimmten Personen sowie Bilder aus dem Arbeitsleben. Seit 1902 gibt es in Selchenbach einen Telefonanschluß, 1904 wurde die erste Wasserleitung verlegt. Auch die im Jahre 1951 angeschafften ersten Traktor- und Mähdrescherfahrzeuge sind im Bild festgehalten. Neben Fotos von Vereinen und Festen gehörten auch Textdokumente zur Ausstellung. So waren ihr alte Zeitungsausschnitte, Postkarten, Inflationsgeld, Amtsblätter, Soldbücher und ein „Deckblock für Bullen" beigegeben. Auch Urkunden aus der französischen Besatzungszeit wurden ausgestellt.

Selchenbach wurde 1947 als einzige Gemeinde vom Ostertal abgetrennt und der Pfalz angegliedert. Kirchlich vollzog sich diese Trennung erst 13 Jahre später. Zu den besonderen Attraktionen der Ausstellung zählten schließlich ein Brautkranz aus dem Jahre 1913 sowie das Telegramm eines Selchenbacher Bürgers, mit dem dieser 1949 seine Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft ankündigte; er hatte seit 1944 als vermißt gegolten. Parallel zu der vielbesuchten Dokumentation wurde ein Ratespiel veranstaltet, bei dem es ein Kinderfoto eines Selchenbachers zu erkennen galt.

 

Bilder der Austellung:

Fotoausstellung Sb01

 

Fotoausstellung Sb02

 

Fotoausstellung Sb03